Eine uralte und tödliche Partnerschaft verbindet den Menschen mit der Tuberkulose.
Sie gilt als eine der schlimmsten Seuchen in der Menschheitsgeschichte. Typische Symptome sind Knötchen unter der Haut (die sogenannten Tuberkel), Schwäche, Fieber, Gewichtsabnahme und Husten mit blutigem Auswurf. Als Tuberkulose oder Schwindsucht wird diese Erkrankung bezeichnet, die vor allem durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis ausgelöst wird. Die Übertragung dieses Erregers von Mensch zu Mensch geschieht hauptsächlich über Tröpfchen in der Atemluft. Bei einer Infektion wird meist zuerst die Lunge befallen. Als „wie von Motten zerfressen“ werden die Lungen der Erkrankten im fortgeschritten Stadium beschrieben. Daher kommt auch die Bezeichnung „die Motten haben“ für eine Tuberkuloseerkrankung. Bleibt die Tuberkulose unbehandelt, stirbt etwa die Hälfte aller Erkrankten daran.
In Europa forderte die Tuberkulose insbesondere im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert massenhaft Opfer, bis die todbringende Krankheit durch verbesserte Aufklärung der Bevölkerung und konsequente Bekämpfung schließlich eingedämmt werden konnte. Betroffen waren hauptsächlich Arbeiter, die dicht gedrängt und unter einfachen Verhältnissen zusammenlebten. Die Schwindsucht galt als typische Krankheit des Proletariats. Zuvor, etwa während des 18. Jahrhunderts, trat die Krankheit eher selten auf und ihre öffentliche Wahrnehmung war grundlegend anders. Die Krankheitssymptome der Schwindsucht wurden romantisiert und vielfach wurde eine Verbindung zu Dichtern und Künstlern, die sich in Schrift, Bild und Musik mit ihrer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzten, hergestellt.
Die Geschichte der Schwindsucht reicht aber noch viel weiter zurück. Mehrere Jahrtausende alte Skelette und altägyptische Mumien tragen bereits Spuren dieser Krankheit. Viele Wissenschaftler gingen bislang davon aus, dass die Tuberkulose mit dem Beginn von Sesshaftigkeit und Ackerbau in der Jungsteinzeit vor etwa 10.000 Jahren von Haustieren auf den Menschen übersprang. In den letzten Jahren mehrten sich allerdings Hinweise darauf, dass die Krankheit schon deutlich älter sein könnte.
Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, untersuchten Wissenschaftler um Iñaki Comas die DNA von Tuberkuloseerregern aus aller Welt in einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht wurde. Anhand von Unterschieden in den DNA-Sequenzen konnten sie einen Stammbaum der Erreger rekonstruieren, der einen Blick in die evolutionäre Vergangenheit dieser Bakterien ermöglicht. Anschließend verglichen die Wissenschaftler den Stammbaum der Tuberkuloseerreger mit einem Stammbaum der modernen Menschen und entdeckten dabei erstaunliche Ähnlichkeiten: Mit jeder Ausbreitungswelle von Menschen in neue Gebiete scheinen diese auch die tödlichen Erreger im Schlepptau gehabt zu haben. Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass vermutlich schon die Jäger- und Sammlergesellschaften in Afrika, die zehntausende von Jahren vor der Jungsteinzeit lebten, unter der Krankheit litten. Unsere frühen Vorfahren aus Afrika brachten die todbringende Krankheit also bereits mit, als sie vor etwa 70.000 Jahren die Wiege der Menschheit verließen und sich nach Asien und Europa ausbreiteten.
Heute tritt die Schwindsucht vor allem noch in Entwicklungsländern auf, konnte aber auch in den Industriestaaten nicht völlig ausgerottet werden. Im Jahr 2011 sind weltweit etwa 1,4 Millionen Menschen Opfer der Tuberkulose geworden. Durch Antibiotika-resistente Stämme, die seit den 1980er Jahren aufgetaucht sind, ist die Bedeutung der Schwindsucht auch in den Industriestaaten wieder gestiegen. Eine zuverlässige Impfung existiert bis heute nicht.