Wie die Bekassine ihr geheimnisvolles Meckern erzeugt.
Manchmal kann man bei Anbruch der Dämmerung über dem Moor eigentümliche Laute hören. Als gespenstisches „Whu-hu-hu-hu…“, „Gelächter“, „Klagelaute“, „übernatürliche Klänge“ oder „wie das ferne Meckern einer Ziege“ wurden diese Geräusche schon beschrieben. Da ist es kein Wunder, dass sich Legenden um ihre Ursache ranken. So nimmt die Sage von der Habergeiß, einem dämonischen Vogel, der Todesfälle ankündigt und Menschen mit nächtlichem Gelächter, Fauchen und Meckern erschreckt, vermutlich auf genau diese Laute Bezug.
Erzeugt wird das geheimnisvolle Meckern von einem etwa taubengroßen Schnepfenvogel, der Bekassine (Gallinago gallinago), auch Himmelsziege genannt. Die Bekassine steigt bei ihrem Balzflug immer wieder steil in eine Höhe von etwa 50 Metern auf, um anschließend im Sturzflug auf den Boden zuzurasen. Während des Herabgleitens wird der Vogel immer schneller und der charakteristische Laut, der auch als „Wummern“ bezeichnet wird, ist zu hören. Wie dieses Geräusch erzeugt wird, war allerdings lange ein Rätsel. Vielfach wurde eine übernatürliche Herkunft des mysteriösen Lauts angenommen. Die Bekassine wurde früher sogar als „Donnervogel“ bezeichnet, da man glaubte, sie könne Gewitter erzeugen.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts konnte nachgewiesen werden, dass es die Schwanzfedern sind, mit welchen die Himmelsziege ihr Meckern erzeugt. Die Bekassine spreizt während des Sturzfluges ihre äußeren Schwanzfedern ab und die vorbeiströmende Luft versetzt diese dann in Vibration. Mit zitternden Flügelbewegungen unterbricht der Vogel immer wieder kurz den Luftstrom wodurch der typische, rhythmische Laut entsteht. Die Bekassine bewohnt Moore und Feuchtwiesen und kommt in weiten Teilen Europas und Nordasiens vor. In Mitteleuropa hört man sie aber leider immer seltener, da der Lebensraum der Bekassine, welche übrigens 2013 zum Vogel des Jahres gewählt wurde, schwindet.
Das „Wummern“ der Bekassine (Aufnahme: Vladimir Yu. Arkhipov; CC-BY-SA-3.0-Lizenz)