Eine Webcam des Wellesley College in Massachusetts zeigt ein Pärchen Kolkraben bei der Jungenaufzucht.
Den besten Ruf haben sie nicht gerade. Raben und Krähen, insbesondere die großen Kolkraben (Corvus corax), galten vielfach als Unglücksboten oder Diebe. Und auch heute scheinen die schwarz gefiederten Tiere nicht rehabilitiert zu sein. So gibt es immer wieder Meldungen, dass die Vögel Spaziergänger angreifen und Weidetiere töten. Solche Nachrichten sind aber oftmals stark übertrieben.
Raben und Krähen sind äußerst intelligente und soziale Tiere und besitzen zahlreiche erstaunliche Fähigkeiten. Sie können beispielsweise einzelne Menschen wiedererkennen und komplexe Aufgaben lösen. Von Kolkraben ist bekannt, dass sie Gesten nutzen, um miteinander zu kommunizieren und erkennen können, in welcher Beziehung Artgenossen zueinander stehen.
Das Verbreitungsgebiet der Kolkraben umfasst weite Teile der nördlichen Hemisphäre. Sie bilden feste Paare, die monogam zusammenleben. Ein Kolkrabennest besteht aus groben Ästen und einer weich ausgepolsterten Mulde. Meist werden drei bis sechs Eier gelegt, aus denen nach rund zwanzig Tagen nackte und blinde Junge schlüpfen. Diese bleiben für etwa vierzig weitere Tage im Nest. Die Elterntiere kümmern sich rund um die Uhr um ihre Jungen; sie wärmen und füttern ihren Nachwuchs und pflegen Haut und Gefieder der Jungvögel. Der Begriff „Rabenmutter“ für eine Mutter, die sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmert, basiert übrigens darauf, dass junge Raben das Nest bereits verlassen, bevor sie vollständig flügge sind. Es scheint dann, als hätten die Elterntiere ihre Jungen im Stich gelassen. Tatsächlich sind die Eltern aber weiterhin in der Nähe und versorgen ihren Nachwuchs.
Am Wellesley College im US-amerikanischen Massachusetts brütet ein Pärchen Kolkraben zum mittlerweile dritten Mal und kann per Webcam dabei live beobachtet werden. Für ihr Nest haben sich die Vögel, die Pauline und Henry getauft wurden, den Bereich einer Feuertreppe am dortigen Science Center ausgesucht. Da die Treppe nachts beleuchtet ist, sind die Tiere auch nach Sonnenuntergang zu sehen. Die Kameras dienen dabei nicht nur der reinen Beobachtung; es werden mit den Aufnahmen auch wissenschaftliche Daten erhoben, um mehr über die schwarzen Gesellen und ihr fürsorgliches Brutverhalten herauszufinden.
Anschauen kann man sich die Kolkraben-Webcam unter dem folgendem Link: http://www.wellesley.edu/ravencam
Seit dem 1. Mai bin ich nun Raben-Fan. Nach der WGT-Pause schaue ich mir die Vier an: das ist ja eine gewaltige Entwicklung. Die Flügel sind richtig befiedert. Bald werden sie wohl die ersten Flatterversuche machen. Es ist sehr interessant, in solche Kinderstube zu schauen.
Herzlichen Dank für diesen Link. Und auch für die vielen Beiträge, die mir immer wieder neues Wissen bringen. Und das dann auch noch für einen Laien verständlich.
Ja, es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Kleinen groß werden; sie sehen fast schon aus wie die Eltern. Und von „Rabeneltern“ keine Spur; die beiden kümmern sich hervorragend!
Rabenvögerl sind sehr gelehrig und sehr sozial. Ich habe mal eine Nebelkrähe zwei Wochen versorgt, bis sie fliegen konnte. Sie hat auf ihren Namen gehört und kam noch Wochen nach dem Fliegenlassen im Wald nahe der Fundstelle angeflogen, um sich Leckerlies zu holen. Rabenvögel können mit Menschen kommunizieren. Sie verstehen uns besser, als wir sie.
Nur… es war Sommer. Und scharfe Krallen auf einem unbekleideten Unterarm… aber das war es mir wert.
Das war sicherlich eine sehr spannende Erfahrung; da kann man schon ein wenig neidisch werden. Die Kratzer am Arm lassen sich da bestimmt verzeihen. Rabenvögel können sich in der Tat sehr gut an individuelle Menschen erinnern und wissen genau, wer ihnen wohl gesonnen ist.
Heute sind zwei Kinder „ausgezogen“.
Und nun scheinen alle Jungvögel das Nest verlassen zu haben.