Marcus DeSieno erschafft mit einem bemerkenswerten Verfahren faszinierende Fotografien von Bandwürmern, Zecken und Läusen.
Auf seine Bilder hat der US-amerikanische Fotograf Marcus DeSieno bizarre Wesen gebannt. Stachelbesetzte Köpfe, Gliedmaßen mit gebogenen Klauen und aufgedunsene oder schlangenartig gewundene Leiber lassen den Betrachter erschaudern. Obwohl sie aussehen, als wären sie geradewegs einem Albtraum entsprungen, handelt es sich bei den Kreaturen um ganz reale Lebewesen. Im Rahmen seines Projektes Parasites porträtiert DeSieno nämlich Parasiten, die den Menschen befallen. Das macht die Bilder aber nicht weniger gruselig, denn diese Wesen nutzen ihre Klauen oder Stacheln für ihr Leben in und auf dem menschlichen Körper. So ist der Kopf des Schweinebandwurms (Taenia solium) mit kranzartigen Haken bestückt, mit denen er sich im Dünndarm seines Wirtes fest verankern kann. Der bandförmige Parasit kann im menschlichen Körper bis zu sieben Meter lang werden. Mit dem Kot des Menschen verbreiten sich die Eier des Parasiten. Wenn ein Schwein, der Zwischenwirt des Bandwurms, diese Eier aufnimmt, schlüpfen die Larven im Körper des Tieres und nisten sich als sogenannte Finnen in seiner Muskulatur ein. Durch den rohen Verzehr solch parasitierten Schweinefleisches gelangt der Bandwurm wieder in den Körper des Menschen.
DeSienos Fotografien sind einerseits außerordentlich detailliert und machen die grotesk wirkenden Einzelheiten der Parasiten gut sichtbar. Andererseits erwecken die schwarzen Schleier und Flecken, welche die Bilder umgeben, den Eindruck, als kämen die Werke direkt aus dem 19.Jahrhundert. Um seinen Fotografien diesen besonderen Charme zu verpassen, nutzt DeSieno eine Kombination aus alten und hochmodernen Fotografieverfahren. Dabei erstellt er zunächst mithilfe eines hochauflösenden Rasterelektronenmikroskops ein stark vergrößertes Bild eines Parasiten. Dieses Bild druckt er auf ein Dia, mit welchem er das Foto auf einem Eisenblech entwickelt. Das Blech wurde dafür zuvor mit einer lichtempfindlichen Lösung beschichtet. Dieses Verfahren, das ein wenig an die Sofortbildfotografie mit Polaroid-Kameras erinnert, wird als Ferrotypie bezeichnet und wurde bereits in den 1850er Jahren erfunden. Durch das direkte Entwickeln des Fotos auf der Platte und eine anschließende Fixierung des Bildes mit entsprechenden Chemikalien, fällt das Ergebnis stets anders aus und so sind DeSienos Werke immer Unikate.
Um an die Parasiten zu gelangen, bat der Fotograf verschiedene Wissenschaftler um ihre Unterstützung. Parasitologen der University of South Florida und der National Institutes of Health schickten ihm konservierte Präparate von Parasiten, welche er nun in seinen Werken auch visuell zu den bedrohlichen Wesen werden lässt, die sie nicht selten für den menschlichen Organismus sind.