Geier auf Gräbern, wild gewordene Krähen und lauernde Schlangen. In der aktuellen Sonderausstellung des Städel Museums in Frankfurt am Main lassen sich verschiedenste Tiere als Symbole für Dunkelheit, Grauen oder Tod finden.
„Hoffentlich gibt es noch freie Plätze in der Führung“, dachten wir, als wir samstagmorgens, um viertel vor elf durch den Eingang des Städel Museums in Frankfurt am Main eilten. Mehr als 200 Gemälde, Skulpturen und andere Werke zahlreicher namhafter Künstler, welche der „dunklen Seite der Romantik und ihrer Fortführung im Symbolismus und Surrealismus“ zuzurechnen sind, verspricht das Museum in dieser aktuellen Sonderausstellung zu zeigen. Unsere Erwartungen waren also hoch. In der unteren Ebene der, auf zwei Stockwerken verteilten Ausstellung, sammelte sich bereits eine Traube von Menschen, die ebenfalls an der Führung teilnehmen wollten. Die abgedunkelten Spiegel, die an allen Seiten des Eingangsraumes angebracht waren, stimmten auf die düsteren Werke ein.
Wenig später steuerten wir schon durch einen kleinen Gang geradewegs auf den ersten Höhepunkt der Ausstellung zu: das Gemälde „Der Nachtmahr“ des schweizerischen Malers Johann Heinrich Füssli (1741-1825), in dem ein koboldartiges Wesen mit hämischem Grinsen auf der Brust einer schlafenden Schönen sitzt und ihr, als sogenannter Incubus, Albträume beschert. Im Hintergrund blickt ein geisterhafter Pferdekopf mit gläsernen, blind wirkenden Augen durch den Bettvorhang. Incubus und Pferdekopf sind klassische Albtraummotive, die ihren Ursprung im Volksglauben haben. In Füsslis Gemälde wird dem Betrachter der unausweichliche Wahnsinn des Albtraums, angesichts dessen man machtlos ist, vor Augen geführt. Als wir das in dunklen Farben gehaltene Bild „Die drei Hexen“ erreichten, welches ebenfalls von Füssli stammt, machten wir sofort eines unserer Lieblingstiere, den Totenkopfschwärmer, in der linken Ecke des Bildes aus. Bei der Erstellung dieses Gemäldes wurde Füssli durch William Shakespeares Tragödie „Macbeth“ beeinflusst, in dem drei Hexen eine düstere Prophezeiung ankündigen. Der Totenkopfschwärmer dient hier als Symbol für das bevorstehende Unheil.
Doch nicht nur bei Füssli, auch in den Werken anderer Künstler von der Romantik bis zum Surrealismus, sind immer wieder Tiere als, oftmals stark symbolhafte, Motive zu entdecken. Eulen, Katzen und Fledermäuse, also Tiere der Nacht, entweichen in der Radierung „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ des spanischen Malers Francisco de Goya (1746-1828) einem über seinem Schreibtisch eingeschlafenen Mann. Den dunklen Bereich des Bewusstseins hat Goya oft in seinen Bildern thematisiert und ihn hier in einer eindrücklichen Bildsprache sichtbar gemacht. Geprägt von naturwissenschaftlicher Präzision hingegen, ist die kleinformatige Zeichnung „Fledermaus“ des französischen Malers Eugène Delacroix (1798-1863). Fledermäuse verkörpern in Kunst und Mythologie oft das Böse. Passend dazu wurde auch bei der Bronzeplastik „Satan“ des französischen Bildhauers Jean-Jacques Feuchère (1807-1852) der gefallene Engel mit Fledermausflügeln dargestellt.
Etwas versteckt in einem Gang stießen wir auf „Landschaft mit Gräbern“, ein Werk des deutschen Malers Casper David Friedrich (1774-1840). Das Bild zeigt schemenhaft einen Friedhof mit schräg stehenden Kreuzen vor einem stark bewölkten Himmel. Im Vordergrund erkennt man neben einem in der Erde steckenden Spaten ein frisch ausgehobenes Grab. Auf dem Griff des Werkzeuges sitzt ein Geier, der ruhig auf das Grab hinunterschaut. Wild und scheinbar angriffslustig verhalten sich hingegen die Krähen, welche auf der Radierung „Pest“ des deutschen Malers Max Klinger (1857-1920) in ein Hospital mit Pestkranken eindringen, während eine Nonne panisch versucht, die Vögel mit einem Rosenkranz zu vertreiben. Sowohl Geier als auch Krähen stellen, vor allem wegen ihrer Lebensweise als Aasfresser, Todessymbole dar.
Die Schlange als Symbol für die Sünde begegnet dem Ausstellungsbesucher unter anderem auf dem Gemälde „Die Sünde“ des deutschen Malers Franz von Stuck (1863-1928). Hier sieht eine nackte Schönheit den Betrachter verführerisch und auffordernd an. Gleichzeitig windet sich um den schlanken Frauenkörper jedoch eine mächtige Schlange mit drohendem Blick.
Nach dem Ende der interessanten Führung waren wir erst einmal froh, als wir aus den recht beengten Räumen herauskamen und eine kurze Pause im Museumscafé mit schwarzem Kaffee und Käsekuchen einlegen konnten, bevor wir erneut in die düstere Ästhetik der „schwarzen Romantik“ eintauchten. Begeistert von der vielseitigen und erstaunlich großen Ausstellung wurden unsere Erwartungen nicht enttäuscht. Wir können die Sonderausstellung nicht nur allen empfehlen, die sich für Tiersymbolik in der Kunst, sondern auch allgemein für die Ästhetik von Tod und Grauen interessieren. Die Ausstellung wird noch bis zum 20. Januar 2013 im Städel Museum in Frankfurt am Main und danach im Musée d’Orsay in Paris (4. März bis 9. Juni 2013) zu sehen sein.
Ah, okay, dort wart Ihr also auch schon :-).
eine tolle seite – am besten gefaellt mir der rand – aber auch sonst war sie ein Hochgenuss – fuer das ewige streben – nach? – na – Inspiration – wirklich toll gemacht und das nuechtern-grus’lige kabinettsbeschreibende – wirklich – man/ frau fuehlt sich richtig im musealen – toll – vielleicht komm‘ ich mal wieder – nur um zu sehen wie die geschichte der spiegelnden, hoffnungslosen geistergespenster weitergeht – für jetzt und heute – herzlichst – tschuess
Danke das hat mir etwas bei meinen Msa Geholfen :)