Von Harfenmusik und der verlorenen Welt des Dodos

Historische Harfenklänge und animierte Zeichnungen erzählen in „Dodo“ die tragische Geschichte der ausgestorbenen Riesentaube von Mauritius.

Fast wie für eine Trauerfeier aufgestellt wirken die vielen weißen Kerzen, die das Berliner Theater im Delphi schmücken. An diesem Abend steht „Dodo“ auf dem Programm. Maximilian Ehrhardt, ein auf die Interpretation Alter Musik spezialisierter Harfenist, spielt auf seinem Instrument eine Auswahl von Musikstücken, die zwischen 1598 und 1681 in den Niederlanden populär waren. Es sind Werke von Komponisten wie John Dowland (1563-1626), Adrianus Valerius (um 1575-1625) und Jean-Baptiste Lully (1632-1687). Auf einer großen Leinwand sind dazu an Holzschnitte erinnernde, animierte Szenen zu sehen. Sie stammen vom niederländischen Künstler Floris Didden und erzählen die dramatische Geschichte der Entdeckung und Ausrottung des Dodos (Raphus cucullatus). Diese, auch als Dronte bezeichnete, flugunfähige Riesentaube war ausschließlich auf der Insel Mauritius im Indischen Ozean beheimatet. Von der Ankunft der ersten niederländischen Seefahrer auf der von Menschen unbewohnten Insel im Jahr 1598 bis zum Aussterben der Vogelart verging nur rund ein Jahrhundert.

„Dodo“ im Berliner Theater im Delphi

Die animierten Szenen auf der Leinwand erzählen vom Leben der Dodos bevor Menschen Mauritius betraten, von der Ankunft der Seefahrer und von der dadurch in Gang gesetzten Kette an Ereignissen, die das Ökosystem der Insel unwiderruflich veränderte. Die Szenen verdeutlichen, dass es nicht nur die direkte Bejagung war, die zur Ausrottung des Dodos führte, sondern insbesondere auch die von den Menschen mitgebrachten gebietsfremden Säugetiere, wie Hausschweine und Javaneraffen, denen der bodenbrütende Dodo nichts entgegensetzen konnte. Die Harfenstücke versetzen einen dabei in genau den Zeitraum, als sich das Drama um den ikonischen Vogel abspielte, und scheinen im Verlauf des Konzerts immer getragener und melancholischer zu werden.

Das rund einstündige „visuelle Konzert“, das vom Ensemble Société Lunaire präsentiert wird und komplett ohne erklärende Worte auskommt, wurde bislang an drei Terminen im November 2024 aufgeführt. Es zeigt eindrücklich den tragischen Niedergang einer Tierart, von der heute nur noch Aufzeichnungen und vereinzelte Überreste berichten.

Einen kleinen Eindruck von „Dodo“ kann man in diesem Trailer bekommen.

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