Der Marburger Kunstverein präsentiert das frisch restaurierte Ölgemälde des riesenwüchsigen „Langen Antons“ zusammen mit einigen seiner Gebeine.
Bereits mit vierzehn Jahren soll Anton de Franchepoinct eine Körpergröße von rund 2,30 m besessen haben. Doch der Mitte des 16. Jahrhunderts geborene „Lange Anton“ hörte nicht auf zu wachsen. Schließlich erreichte er eine Größe von 2,44 m. Anton litt an Gigantismus und Akromegalie. Diese Erkrankungen werden beide durch einen Überschuss von Wachstumshormonen ausgelöst, welcher in Antons Fall vermutlich durch einen Tumor der Hirnanhangsdrüse verursacht wurde. Die Krankheiten manifestieren sich in unterschiedlichen Lebensphasen. Gigantismus, auch Riesenwuchs genannt, tritt im Kindes- und Jugendalter auf, da zu dieser Zeit die Wachstumsfugen der Knochen noch nicht geschlossen sind, und führt zu einem starken Körperwachstum. Wenn die Wachstumsfugen im Erwachsenenalter geschlossen sind, können die Knochen nicht mehr weiter in die Länge wachsen. Dadurch kommt es zur Akromegalie, bei der nur bestimmte Körperteile, wie die Hände und Füße oder das Kinn weiterwachsen. Durch seine Erkrankung litt der „Lange Anton“ vermutlich unter Schmerzen, die ihn wohl bis zu seinem Tod im Jahr 1596 begleiteten.
Antons fast vollständig erhaltenes Skelett wird heute im Museum Anatomicum der Philipps-Universität Marburg ausgestellt (mehr dazu in unserem Artikel Das Museum Anatomicum in Marburg). Daneben existiert auch ein Ölgemälde, auf dem der riesenhafte Mann in voller Größe zu sehen ist. Das Bild zeigt den „Langen Anton“, der zeitweilig in der Leibgarde des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel diente, in prachtvoller Kleidung. Das eindrucksvolle Gemälde eines unbekannten Künstlers stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert und ist heute ebenfalls im Besitz des Anatomischen Instituts Marburg.
An dem jahrhundertealten Gemälde des „Langen Antons“ hat nicht nur die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Im Laufe der Jahre wurde die Leinwand immer wieder geflickt und teilweise sogar übermalt. Nun ist das Bild nach modernsten Verfahren restauriert worden und seine Farben erstrahlen wieder im einstigen Glanz. Seit dem 30. Januar 2015 kann das frisch restaurierte Werk im Marburger Kunstverein besichtigt werden. Das Gemälde wird dort zusammen mit einer großen Fotografie von Antons Skelett ausgestellt. Eine Vitrine zeigt einige seiner Knochen, darunter seinen Schädel, im Vergleich zu Knochen eines normalwüchsigen Menschen. Auf drei Schautafeln werden verschiedene Informationen zur Geschichte des Bildes, über Antons Leben, seine Krankheit sowie andere bekannte „Riesen“ präsentiert. Das Gemälde mit der kleinen begleitenden Ausstellung wird noch bis zum 9. April 2015 im Marburger Kunstverein zu sehen sein.