Viele große Meerestiere sind kleiner, als bislang angenommen.
Seit vielen Jahrhunderten inspirieren große Meerestiere, wie Wale, Haie und Tintenfische, zu Legenden über furchterregende Seemonster. So sollen gewaltige Kopffüßer ganze Schiffe in die Tiefe gezogen und riesige Fische unzählige Seeleute verschlungen haben. Auch wenn viele dieser Legenden maßlos übertrieben sind, ist die Faszination, die von den Riesen der Meere ausgeht, noch immer ungebrochen. Oft steckt aber auch in aktuellen Angaben zur Größe dieser Tiere Seemannsgarn, denn fehlerhafte und zum Teil stark übertriebene Beschreibungen sind bis heute weit verbreitet.
Wissenschaftler um Craig R. McClain haben nun in einer, in der Fachzeitschrift PeerJ veröffentlichten, Studie die Körpergrößen verschiedener Meeresriesen systematisch erfasst. Dabei betrachteten sie die jeweils größten Vertreter ganz unterschiedlicher meeresbewohnender Tiergruppen, wie Quallen, Schnecken, Tintenfische, Haie und Wale. Für ihre Studie stellten die Forscher umfangreiche Recherchen an, welche Datenbanken, Fachliteratur und Museumssammlungen ebenso berücksichtigten, wie Auktionen von Schneckenschalen und persönliche Aufzeichnungen von Wissenschaftlern. Basierend auf diesen Daten erfassten die Forscher die größten, wissenschaftlich zuverlässig belegten, Individuen einer Art sowie die Größenvariation innerhalb der verschiedenen Arten, um zu klären, ob die Riesen aus dem Meer wirklich so groß sind, wie in der aktuellen Fachliteratur beschrieben.
Das Forscherteam konnte zeigen, dass viele der Maximalgrößen äußerst fragwürdig sind. So wird für den weltweit längsten Tintenfisch, den Riesenkalmar (Architeuthis dux), oftmals eine maximale Größe von über 17 Metern angegeben. Wissenschaftlich zweifelsfreie Quellen kommen aber „nur“ auf Körperlängen von 12 Metern. Auch im Fall des größten Hais, dem Walhai (Rhincodon typus), erreicht das größte zuverlässig vermessene Individuum mit einer Länge von 18,8 Metern nicht die in der Literatur angegebene Maximalgröße von über 21 Metern. Das größte aller Meerestiere, der Blauwal (Balaenoptera musculus), erreicht aber tatsächlich eine Länge von 33 Metern, was in etwa dem in der Literatur zu findenden Maximum entspricht.
Diskrepanzen bei der Größe von Meerestieren können durch das Übernehmen unzuverlässiger Berichte, aber auch durch fehlerhafte Messmethoden oder Umrechungsfehler entstehen. Jedoch ist es ist auch generell problematisch, sich stets auf die größten Vertreter einer Art zu fokussieren. Bei diesen handelt es sich nämlich keineswegs immer um besonders gesunde oder erfolgreiche Individuen. Vielmehr könnte ihre enorme Größe auch das Resultat von Entwicklungsdefekten sein, so wie es bei Menschen mit Riesenwuchs der Fall ist.
Auch bei der Analyse der Größenvariation innerhalb der verschiedenen Arten konnten die Forscher zeigen, dass viele große Meerestiere im Durchschnitt erheblich kleiner sind, als die größten Vertreter ihrer Art. So sind drei Viertel aller je untersuchten Riesenkalmare kleiner als 9,2 Meter. Und auch beim Pottwal (Physeter macrocephalus) mit einer Maximalgröße von 24 Metern, sind 95 Prozent der Individuen kleiner als 15 Meter.
Bei ihrer Recherche stellten die Forscher fest, dass es für viele der Meeresriesen insgesamt nur wenige zuverlässige Größenangaben gibt. Das liegt oftmals daran, dass die Tiere sehr selten sind oder nur in abgelegenen Tiefseeregionen vorkommen. Auch wenn im Laufe der Zeit immer mehr über die einstigen Seemonster herausgefunden werden konnte, ist unser Wissen über die tatsächlichen Ausmaße der größten Meerestiere also noch immer lückenhaft.
Riesenwuchs als Resultat von Entwicklungsdefekten. Hier denke ich gleich an die „Langen Kerls“, die König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), teilweise unter Zwang, europaweit rekrutierte. Unter diesen waren auch echte „Riesen“ – wie der Ire James Kirkland mit einer Größe von 2,17 Metern. Von den großgewachsenen Männern erwartete man eine bessere Handhabung der langläufigen Vorderladergewehre. Doch die meisten litten unter pathologischem Riesenwuchs und waren kaum belastbar.