Die afrikanischen Vampirspinnen haben ein Faible für Partner, die Blut verspeist haben.
„Was ist das für ein unwiderstehlich verführerisches Parfüm, das du trägst? Hast du etwa Blut getrunken?“ Ein solcher Gedanke könnte einer männlichen Vampirspinne durch den Kopf gehen, wenn sie auf ein Weibchen trifft, dass gerade seine Mahlzeit beendet hat.
Bei den Vampirspinnen handelt es sich um Springspinnen der Art Evarcha culicivora, die im ostafrikanischen Kenia leben. Sie ernähren sich bevorzugt von Stechmücken, die sich mit dem Blut von Wirbeltieren vollgesaugt haben (mehr darüber gibt es in unserem Artikel Vampirspinnen lieben Blut). In einer Studie, die 2009 in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht wurde, fanden Wissenschaftler um Fiona R. Cross heraus, dass die blutdürstigen Spinnen ihren Geruchssinn nicht nur zum Finden ihrer Beute einsetzen, sondern dass für sie auch mögliche Partner deutlich attraktiver riechen, nachdem diese blutgefüllte Mücken verspeist haben.
In Experimenten untersuchten die Forscher das Verhalten der Spinnen, wenn diese mit dem Duft potentieller Partner konfrontiert wurden. Die zur Auswahl stehenden Partner waren vorher mit unterschiedlicher Nahrung gefüttert worden; so bekamen sie Mücken zu fressen, die entweder Blut oder lediglich Nektar aufgesaugt hatten. Die Forscher erfassten anschließend wie lange sich die Spinnen im Duft von welchem Partner aufhielten. Das Ergebnis: die liebestollen Springspinnen ließen sich viel länger von dem Duft jener Artgenossen betören, die blutgefüllte Mücken zu sich genommen hatten. Solche Partner zu bevorzugen, die den Duft einer Blutmahlzeit tragen, ist für die Spinnen durchaus sinnvoll, denn der Geruch ist ein guter Indikator für gesunde und erfolgreiche Tiere, die geschickt beim Erkennen und Fangen besonders nahrhafter (also blutgefüllter) Mücken sind.
Die Studie ist zwar bereits 2009 erschienen, jedoch bleibt es bis heute rätselhaft, auf welche Weise die Spinnen ihr spezielles Parfüm herstellen. Es könnte zum Beispiel während der Verdauung des Blutes entstehen. Interessanterweise ließ die Vampirspinnen der Geruch anderer Springspinnen-Arten aber völlig kalt, auch wenn diese mit Blut gefüttert wurden, wie in einer neueren Studie von 2012 herausgefunden wurde. Die anziehende Wirkung beruht also vermutlich auf mehr als nur auf Verdauungsprodukten. Die Vampirspinne wird das Geheimnis ihres ganz speziellen Blut-Parfüms wohl noch eine Weile bewahren.