Wie altern und sterben Lebewesen und was passiert bei der Zersetzung toter Körper? Eine Sonderausstellung im Düsseldorfer Aquazoo Löbbecke Museum gibt derzeit Einblicke in diese Themen.
Um uns die aktuelle Sonderausstellung „Memento mori: Vom Leben, Altern und Sterben“ anzuschauen, statteten wir im Februar dem Düsseldorfer Aquazoo Löbbecke Museum einen Besuch ab. „Der Tod ist nicht das Gegenteil vom Leben, es ist ein Teil davon“. Mit diesem Zitat des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami beginnt die Ausstellung, deren behandelte Themen von der Lebensspanne verschiedener Lebewesen, über Prozesse des Alterns und Veränderungen eines Körpers nach dem Tod, bis hin zum Aussterben ganzer Arten reichen. Die schwarzen Stoffbahnen, die mit Texten und großformatigen Bildern bedruckt sind, verleihen der Sonderausstellung eine ansprechende Gestaltung.
Die Entstehung eines mehrzelligen Lebewesens aus einer befruchteten Eizelle ist ein äußerst komplexer Prozess. In der Ausstellung zeigt eine Serie von Nasspräparaten in einem Glas sehr anschaulich die Entwicklung eines Haushuhns (Gallus gallus domesticus) im Ei. Es gibt es auch einige interaktive Elemente; so gilt es an einer Station zu beantworten, ob Objekte in einer Vitrine lebendig, tot oder unbelebt sind. Weiter erfährt man, wie überraschend unterschiedlich die Lebensspannen verschiedener Arten sein können. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass die in Höhlengewässern lebenden Grottenolme (Proteus anguinus) bis zu 100 Jahre alt werden können, während madagassische Labords-Chamäleons (Furcifer labordi) gerade einmal fünf Monate erreichen.
Im Laufe des Lebens werden Alterserscheinungen immer deutlicher. In der Ausstellung werden Prozesse der Alterung eindrücklich an den gezeigten Schädeln von Haushund (Canis lupus familiaris) und Hauskatze (Felis catus) sichtbar. Vor allem die Zähne sehen deutlich abgenutzt aus oder sind bereits zu Lebzeiten ausgefallen. Der nachgestellte Arbeitsplatz eines Wissenschaftlers mit Mikroskop, Pipetten und Käfigen samt präparierter Labormäuse zeigt, dass die Ausstellung mit Liebe zum Detail gestaltet wurde. In diesem Teil bekommt man einen kleinen Einblick in die Erforschung von Alterungsprozessen. So wurden beispielsweise viele Gene mit einem Einfluss auf die Lebensdauer bei dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans entdeckt, einem beliebten Untersuchungsobjekt der genetischen Forschung. Uns gefällt gut, dass sich die Inhalte in der Ausstellung auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse stützen.
Am Lebensende des Individuums steht der Tod. Dass dieser wiederum die Lebensgrundlage für andere Organismen schafft, verdeutlicht das in der Ausstellung gezeigte Präparat eines Rotfuchs-Kadavers (Vulpes vulpes). Es scheint von Leben nur so zu wimmeln. Auf und neben dem Fuchs sind Präparate und Modelle diverser Aasfresser platziert, darunter verschiedene Fliegen, Totengräber der Käfergattung Nicrophorus, Spanische Wegschnecken (Arion vulgaris), oder Wirbeltiere wie Waldmaus (Apodemus sylvaticus) und Rabenkrähe (Corvus corone). Kadaver spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, denn sie ernähren eine Vielzahl aasfressender Tiere, aber auch Pilze und Mikroorganismen. In einem kleinen Terrarium kann man sogar dabei zusehen, wie sich lebende Speckkäferlarven über einen Mäusekadaver hermachen. Einigen toten Körpern steht jedoch ein anderes Schicksal bevor. Ausgestellt sind diverse Tiermumien, darunter ein Hausschwein (Sus scrofa domesticus) und ein Marder (Martes sp.), die einer Zersetzung entgingen, etwa weil sie nicht von Aasfressern entdeckt wurden und die Umgebung für mikrobielle Aktivität zu trocken war.
Zum Abschluss der Ausstellung wird der Bogen noch einmal weiter gespannt und das Sterben ganzer Arten behandelt. Zu sehen ist hier eine Schädel-Replik des ausgestorbenen Beutelwolfs (Thylacinus cynocephalus), einem einst auf Tasmanien beheimateten, fleischfressenden Beuteltier. Da Beutelwölfe als Bedrohung für die Schafzucht angesehen wurden, bejagte man sie gnadenlos. Mit dem Tod des letzten bekannten Exemplars im Jahr 1936 ging schließlich eine ganze Art verloren.
Insgesamt hat uns die Sonderausstellung gut gefallen. Sie regt zum Nachdenken an, was angesichts des Titels sicherlich erwünscht ist, verdeutlicht, wie unterschiedlich, aber doch universell der Tod ist, und zeigt, wie das Sterben des einen für andere wiederum Leben bedeutet. Besonders sehenswert sind die ansprechenden, teils ungewöhnlichen Exponate in der Ausstellung. Als etwas störend haben wir empfunden, dass die Sonderausstellung am Ende des Rundgangs durch das Haus platziert wurde, einem Bereich mit recht starkem Besucherstrom, auch wenn man sich Mühe gegeben hat, sie durch Stellwände abzugrenzen. Passend zum Ausstellungsthema gibt es auch ein Rahmenprogramm, das unter anderem Vorträge, Führungen und ein „Death Café“ umfasst. Zwar ist die Ausstellung selbst nicht sehr groß, aber auch die anderen Bereiche des Hauses, eine Mischung aus Naturkundemuseum und Zoo, sind sehenswert. Die Sonderausstellung kann noch bis zum 28. Mai 2025 besucht werden.