Wissenschaftler fanden heraus, dass zwei Arten afrikanischer Mäuse bei Gefahr Teile ihrer Haut opfern können.
Das Abstreifen der eigenen Haut ist Bestandteil manch alter Legenden. So gibt es in der schottischen Mythologie als „Selkies“ bezeichnete Wesen, die sich in Gestalt von Robben im Meer bewegen. Kommen Selkies an die Küste, sollen sie ihre Haut mitsamt dem Fell abstreifen können. Darunter kommt dann ihr menschliches Erscheinungsbild zum Vorschein.
Bisher gehörte ein Abwerfen der eigenen Haut bei Säugetieren ausschließlich ins Reich der Legenden. Es gab jedoch Hinweise, dass im ostafrikanischen Kenia Mäuse leben, die tatsächlich Teile ihrer Haut abstreifen können. Eine Gruppe von Forschern um Ashley W. Seifert gingen diesen Indizien nach. Für ihre in der Fachzeitschrift Nature publizierten Untersuchungen fingen die Wissenschaftler zwei Arten von Stachelmäusen (Acomys kempi und Acomys percivali). Bei den eingefangenen Tieren fiel den Forschern bereits auf, dass diese zum Teil große Wunden in verschiedenen Stadien der Heilung besaßen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Haut der Stachelmäuse durch Besonderheiten in der Feinstruktur äußerst brüchig ist und sich schon unter geringer Zugkraft vom Körper löst.
Ein solches Abstreifen der Haut darf nicht mit der Häutung verwechselt werden, die zum Beispiel von Insekten, Spinnen oder Reptilien bekannt ist und bei diesen für das Wachstum des Körpers nötig ist. Bei den Stachelmäusen dient das Ablösen der Haut einem vollkommen anderen Zweck – es ist ein Schutzmechanismus. Versucht ein Fressfeind eine Stachelmaus zu ergreifen, lösen sich ganze Hautflächen ab. Der Räuber bleibt mit der Haut zurück, während die Maus zu entkommen versucht. Ein solches Aufopfern einzelner Körperteile unter Gefahr wird als „Autotomie“ bezeichnet. So ein Verhalten kann die Überlebenschance bei einem Angriff deutlich erhöhen und hat sich bei ganz verschiedenen Tieren entwickelt. So sind beispielsweise viele Eidechsen in der Lage ihren Schwanz abzuwerfen, bestimmte Nacktschnecken können einen Teil ihres Fußes opfern und Spinnen und Insekten sieht man oft mit unvollzähligen Beinen. Verlorene Körperteile wachsen nach einem Angriff oft einfach wieder nach.
Bei Säugetieren ist die Regenerationsfähigkeit nach einer schweren Verletzung normalerweise relativ gering. Es bilden sich nach einer recht langen Zeit der Heilung Narben, die nicht mehr alle Funktionen gesunder Haut bieten. Die Wissenschaftler staunten allerdings nicht schlecht, als sie die Heilung der Wunden bei den Stachelmäusen beobachteten, denn ihre Haut regenerierte sich extrem schnell. Sofort nachdem die Haut abgestreift wurde, zog sich die entstandene Wunde zusammen, so dass die Blutung aufhörte. Schon nach einem Tag hatte sich die Wundfläche auf weniger als die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe verkleinert. Bald darauf regenerierten sich auch die Haarfollikel und die Wunde war nicht mehr auszumachen.
Die Selkies aus den schottischen Legenden müssen ihre Robbenhaut gut verstecken, nachdem sie diese abgestreift haben. Ohne diese Haut können sie später nicht mehr ins Meer zurückkehren. Anders als die Stachelmäuse können die Selkies ihre Haut nämlich nicht aus eigener Kraft wieder nachwachsen lassen.
Klingt, als hätten die kleinen Mäuse eine richtige Superkraft, die sie unsterblich macht – oder dem zumindest nahe kommen lässt ;) und dass Schnecken Füße haben, wusste ich auch noch nicht. Aber Moment, ihr meint bestimmt die gesamte „Sohle“ mit „Fuß“.
Faszinös, das alles.