Das LWL-Freilichtmuseum Detmold zeigt derzeit eine Sonderausstellung über die Hintergründe volkstümlichen Aberglaubens.
Lässt sich Liebstöckel für Liebeszauber verwenden? Warum findet man unter alten Häusern regelmäßig Katzenmumien? Was ist ein Böxenwolf? – Wer Fragen wie diesen auf den Grund gehen möchte, ist in der aktuellen Sonderausstellung des LWL-Freilichtmuseums in Detmold an der richtigen Adresse. Bereits am Eingang des Freilichtmuseums werden die Besucher von einer etwa drei Meter großen, buckelnden Katze empfangen. Die schwarze Katze ist das Logo der Ausstellung „Verflixt! Geister, Hexen und Dämonen“. Die Ausstellung, die über das gesamte Freilichtmuseum verteilt ist, besteht aus insgesamt 15 separaten Stationen sowie der eigentlichen Sonderausstellung. Die meisten der Einzelstationen sind zwar nicht besonders umfangreich und beinhalten zum Teil nur eine einzelne Schautafel, liefern aber dennoch viele spannende Informationen und sind gut in das Freilichtmuseum integriert. Beispielsweise lässt sich die Station „Pflanzen & Magie“ im Garten des Museums finden. Hier kann man zu verschiedenen der gezeigten Nutzpflanzen erfahren, welche Vorstellungen früher mit ihnen verbunden waren. So wurde Klatschmohn (Papaver rhoeas) als Liebesorakel verwendet, indem mit seinen großen roten Blüten klatschende Geräusche erzeugt wurden, deren Lautstärke Auskunft über die Aussichten bei einer angebeteten Person geben sollte. Alant (Inula helenium) galt als Abwehrmittel gegen Verhexungen. Für Liebeszauber, welche die Attraktivität steigern und Liebende aneinander binden sollten, wurde oft Liebstöckel (Levisticum officinale) verwendet. Tatsächlich besitzen viele der gezeigten Pflanzen pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe, deren medizinische Bedeutung in der Ausstellung ebenfalls kurz behandelt wird.
Das Herzstück der Ausstellung bildet die, im „Paderborner Dorf“ des Freilichtmuseums lokalisierte, eigentliche Sonderausstellung. In den sehr atmosphärisch gestalteten Räumlichkeiten, die sich in einem der historischen Gebäude befinden, werden zahlreiche unterschiedliche Mythen und abergläubische Praktiken vorgestellt. So erfährt man, dass beim Bau von Häusern früher vielfach Tiere als sogenannte „Bauopfer“ eingemauert wurden, um dort lebende Geisterwesen zu besänftigen und dem Haus fortan selbst als Schutzgeist zu dienen. Daher findet man in historischen Gebäuden immer wieder mumifizierte Katzen, Hunde oder Kröten im Mauerwerk. Großen Wert legt die gesamte Ausstellung auf Regionales aus dem Raum Lippe und Westfalen. So wird mit dem „Böxenwolf“ eine in Lippe vorkommende Spukgestalt vorgestellt, die arglosen Wanderern bei Nacht auflauern soll, um ihnen auf den Rücken zu springen. Der Böxenwolf weicht erst mit dem Sonnenaufgang oder beim Krähen eines Hahns von seinem Träger. Abgesehen von den vielen historischen Beispielen behandelt die Ausstellung aber auch moderne Ausprägungen des Aberglaubens.
Insgesamt ist die Ausstellung sehr abwechslungsreich gestaltet und beinhaltet neben vielen Exponaten auch zahlreiche Multimedia-Installationen und Gelegenheiten zum Mitmachen. Gelungen ist die Einbettung der einzelnen Stationen in die einzigartige Atmosphäre des Freilichtmuseums mit seinen teils 500 Jahre alten Häusern, Mühlen und Höfen, das den Besucher schnell in seinen Bann zieht. Für die sehr weitläufige Ausstellung empfiehlt es sich auf jeden Fall ausreichend Zeit mitzubringen. Außerdem sollte man sich mit dem Besuch beeilen, da „Verflixt! Geister, Hexen und Dämonen“ nur noch bis zum 31. Oktober 2013 zu sehen ist.
Ah, die Ausstellung haben wir auch gesehen, ist ja bei mir um die Ecke! War sehr interessant und ins detmolder Freilichtmuseum gehe ich sowieso gerne.